Diese Insel macht ihrem Namen alle Ehre – Green Island [TWN]

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08.05.

Niemand hat uns gewarnt, dass es so wacklig werden würde! Die Überfahrt zur Insel dauert etwa eine Stunde – mir kommt sie deutlich länger vor. Die Fähre wackelt doch ziemlich und da zudem keine frische Luft vorhanden ist, meldet sich die Seekrankheit direkt mal zu Worte. Ich bin nicht der Einzige, denn eine gar nicht so kleine Anzahl an weiteren Passagieren hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. (Keine weiteren Details an dieser Stelle.)

Irgendwie überstehen wir auch diese Herausforderung und sind nach einer kleinen Pause an Land (endlich schaukelt nichts mehr) dazu bereit, per gemietetem Roller zu unserer Unterkunft zu fahren. Es ist bereits der dritte Roller am dritten Stopp in Taiwan und insgesamt der sechste auf der Reise – man könnte es also als neue Kernkompetenz bezeichnen bei all der Erfahrung, die ich sammeln durfte. 

Bei der Fahrt zur Unterkunft erschließt sich uns relativ schnell, warum diese Insel „Green Island“ genannt wird. Die Straße entlang der Küste misst 18 km und in der Mitte erheben sich ein paar Hügel, die ausnahmslos in einem strahlenden Grün erscheinen. Taiwan ist eventuell nur für seine Technik („Made in Taiwan“) bekannt, aber diese Landschaften sind atemberaubend und lassen uns die Reise in das unbekannte Land bisher nicht bereuen. 

Bei der Strecke fährt man gerne langsam
Wundervolle Aussichten, wo man nur hinschaut
Achja… und nicht zu vergessen das extrem klare Wasser

Die Fährfahrt hat dann doch ihre Spuren in Form von Erschöpfung hinterlassen und so besteht der restliche Tag aus Nahrungsaufnahme und Ausruhen. Auf der anscheinend etwas verschlafenen Insel öffnen so ziemlich alle Läden erst gegen 18 Uhr, was unserem Magen jedoch gar nicht gefällt. So kehren wir in das erst beste (und einzige) offene Restaurant ein und füllen zumindest die Leere im Bauch annährend. Zu mehr ist das gewählte Essen jedoch nicht in der Lage: die frittierten Hähnchenschenkel schmecken beispielsweise nach Fisch und der „Frucht-Smoothie“ enthält maximal 0,1 Prozent echte Früchte.

Mit etwas verbleibenden Hunger und einer gewissen Unzufriedenheit suchen wir ein Cafe bei uns um die Ecke auf, das uns von anderen Reisenden in Dulan empfohlen wurde. Zum Glück ist der Tipp der beiden Amis Gold wert und das Cafe entpuppt sich als netter Ort mit tollem Essen (Reisbällchen). Lediglich der in Taiwan typische Stinke-Tofu sagt uns nicht zu – schmeckt eben so, wie es der Name bereits aussagt. 

Objektiv ist heute zwar nicht viel passiert, es war dennoch ein aufregender und anstregender Tag, weshalb wir kurz nach dem Abendessen erschöpft ins Bett fallen. Die Kraft reicht lediglich noch für eine aktuell Folge von Game of Thrones, bevor es „Gute Nacht und bis Morgen“ heißt.

09.05.

Bei der Rundfahrt sind wir uns relativ schnell einig, dass wir am bisher schönsten Ort in Taiwan sind. Hat man das kleine Hafenstädchen und den Trubel (sowie die chinesischen Touristen) dort hinter sich gelassen, ist man fast alleine auf der Umgehungsstraße. Dort kommen wir aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Auf der einen Seite das wahrscheinlich klarste Ozeanwasser und auf der anderen die grünen Hügel und Steilwände. 

Perfekt zum Schnorcheln, wenn da nicht die Erkältung wäre
Die gute Stimmung geht dennoch nicht verloren (warum auch?)
Irgendwie ist alles schön, was wir hier vorfinden

Die Insel ist ein Paradies für Schnorchler und Taucher, leider fühlen wir uns beide nicht ausreichend in der Lage, ins Wasser zu gehen. Die Erkältung schränkt uns weiterhin ein und hält sich hartnäckig. Dazu ist es den ganzen Tag bewölkt, weswegen der Anreiz ins Wasser zu gehen nochmals vermindert ist. 

So ein unglaubliches blau kannten wir bis jetzt tatsächlich noch nicht
Schöne Aussicht, schöne Momente

Die Wolken verhindern leider nicht einen leichten Sonnenbrand. Klares Zeichen, dass wir uns viel zu lange nicht mehr gebräunt haben und zu empfindlich gegenüber der Sonnenstrahlung sind – das muss sich schnellstens wieder ändern! 

Neben der tollen Landschaft und dem Sonnenbrand bleibt uns noch eine weitere Sache im Kopf: riesige Spinnen! Bei der Fahrt entdecken wir ein großes Exemplar, das ihr Netz über mehrere Meter gespannt hat und sogar von der Straße aus zu sehen ist. Sie ist etwa so groß wie mein Kopf und sieht äußerst gefährlich aus. Zum Glück gibt es Google und die Spinne entpuppt sich als ungefährlich für den Menschen.

Kopfgroß – mindestens!
Da ist uns diese Echse schon deutlich lieber

Somit haben wir den Schock schnell verarbeitet, aber um sicher zu gehen, suchen wir noch die für die Insel berühmten heißen Salzwasserquellen auf. Davon gibt es auf der Welt wohl nur drei und wir kommen in den Genuss einer. Mehrere künstliche und natürliche Pools beinhalten das bis zu 42 Grad heiße Salzwasser – Katrin findet es angenehm, ich koche so vor mich hin. 

Einige Zeit lässt sich hier verbringen, da die Außentemperatur mittlerweile auch deutlich gesunken und die Sonne bereits untergegangen ist. So genießen wir den kleinen Wellnessurlaub und erholen uns von den Strapazen der letzten Zeit. 

Passend zum Thema erhalten wir später eine Mail mit der Bitte, unseren Aufenthalt in Cebu zu bewerten. Cebu? Philippinen? Irgendwie können wir uns nicht erinnern dort gewesen zu sein und stellen fest, dass wir die Unterkunft anstatt am 8. Juni eben am 8. Mai gebucht haben – tja, so schnell lösen sich 20 Euro in Luft auf. Also nochmal buchen, dieses Mal besser auf den Monat achten und gut ist. Gut, dass wir jetzt erholt sind und uns so ein Fehler nicht nochmal passieren wird (hoffentlich). 

10.05.

Tatsächlich, da ist es! Ein halbwegs vernünftiges Frühstück. Schwer zu finden in Asien, denn hier wird vorzugsweise Reis oder Suppe gegessen. Morgens, mittags und abends. Sehr gewöhnungsbedürftig für uns, aber da prallen mal wieder die Kulturen aufeinander. Warum genau das so ist, erfahren wir sogar kurze Zeit später in einem Artikel, der erklärt, warum in Europa und Amerika „das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ist“ und eben auch so typisch und reichhaltig. Das geht nämlich alles auf einen gewissen Herrn Will Keith Kellogg zurück. Der Name ist natürlich kein Zufalle und so stellt sich heraus, dass dieser Glaubenssatz lediglich geschicktes Marketing eines Cerealien-Herstellers war. Wieder was gelernt. 

Wir können dafür heute Reis zum Frühstück umgehen und sogar ziemlich guten Kaffee genießen. Das Wetter lädt jedoch erneut nicht wirklich zum Erkunden ein und so beschließen wir den Vormittag (unser Zeitrechnung nach ab 12 Uhr) in einem Museum zu verbringen. Die Insel war zu früheren Zeiten eine Gefängnis, das für Umerziehungsmaßnahmen gedacht war. Nach dem zweiten Weltkrieg (ab 1950 etwa) wurde nämlich versucht, den Kommunismus zu bekämpfen. So wurden viele Verdächtige hier gefoltert und zu Zwangsarbeit verurteilt. Heute sind die alten Gefängnisse und Einrichtungen zu Gedenkstätte und Orten der Erinnerung umfunktioniert. 

Ehemals Gefängnis, heute ein Andenken an vergangene Verbrechen

Aufgrund der Größe der Insel hält sich die Anzahl der Attraktionen in Grenzen. Schnorcheln ist leider heute erneut aufgrund des Wetters und der körperlichen Verfassung außen vor und so verbringen wir den restlichen Tag mit Waffeln essen und etwas durch die Läden bummeln. Es tut auch mal gut, sich nicht so viel vorzunehmen und einfach ein wenig die Seele baumeln zu lassen. Wenn dann auch noch das Wetter nicht mitspielt, bleibt einem zum Glück auch nichts anderes übrig. So ist das schlechte Wetter natürlich schade, aber hat eben auch seine guten Seiten und führt zu etwas Erholung.

Eine kleine Merkwürdigkeit am heutigen Tag gibt es dann aber doch noch zu berichten: etwas verwundert, dass es keine Handtücher in der Unterkunft gibt, sprechen wir unseren Gastgeber an. Er verweist uns auf die in Tüten eingepackten „Einweghandtücher“, die im Zimmer liegen. Abgesehen davon, dass die Dinger nicht mal ansatzweise trocknen, ist das ganze Konzept einfach nur zum Kopf gegen die Wand schlagen – wer denkt sich so etwas bitte aus? Wir haken es als weitere Eigenheit dieser Region der Welt ab und verwenden weiterhin unsere eigenen Handtücher, um nicht noch mehr Müll zu produzieren.

11.05.

Und tatsächlich sind wir heute wieder fast komplett genesen. Hat auch lange genug gedauert jetzt, diese blöde Erkältung. Passend dazu strahlt heute die Sonne und es ist gefühlt fünf Grad wärmer. Müssten wir heute nicht die Fähre zurück nach Taitung nehmen, wäre es ein perfekter Tag zum Schnorcheln.

Noch ein letztes Mal die tolle Strecke genießen
Wieder gesund und munter

So begeben wir uns lediglich zu einem der schönen Strände und fahren noch ein wenig über die Insel, bis unsere Fähre ablegt. Mit etwas flauem Magen betreten wir das Schiff, dieses Mal zum Glück ohne negative Konsequenzen. Die See scheint ruhiger zu sein und zudem sitzen wir dieses Mal im hinteren Teil, der scheinbar deutlich weniger schwankt. 

Bei der Ankunft am Hafen werden wir von unserem Gastgeber aus Dulan begrüßt, der freundlicherweise unsere großen Taschen verstaut hat. So konnten wir nur mit unserer kleinen Rucksäcken reisen und direkt auf Green Island einen Roller mieten. Zudem werden wir nun zu unserer Unterkunft gefahren, die scheinbar schwer zu finden sein soll. Wir sind dankbar für den einfachen Transfer und die Aufbewahrung der Taschen und so wollen wir natürlich zumindest eine kleine Aufwandsentschädigung geben. Dazu erhalten wir leider keine Chance, denn unser Gastgeber lehnt das Geld mehrmals ab und rennt sogar zu seinem Auto, um es nicht annehmen zu müssen. 

Bereits während unseres Aufenthaltes bei ihm ist uns die tolle Gastfreundschaft und Freundlichkeit aufgefallen, aber dies übertrifft alles nochmals im positiven Sinne. Schön, dass wir solche Menschen auf unserer Reise treffen dürfen, die einfach geben ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Da es bereits früher Abend ist, als wir in der Unterkunft in der Nähe des Bahnhofs von Taitung ankommen, und die Gegend nicht sonderlich zu großen Taten einlädt, lassen wir den Abend bei einem Film entspannt ausklingen. 

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