Ein anderes und unbekannteres Asien – der Süden von Taiwan [TWN]

You are currently viewing Ein anderes und unbekannteres Asien – der Süden von Taiwan [TWN]

30.04.

Bevor es mit der Berichterstattung aus Taiwan weiter geht, widme ich ein paar Zeilen unser Reise in das kleine asiatische Land vor der Küste von China. 

Gestern sind wir abends von Borneo (Malaysia) nach Singapur geflogen (Flug Nummer 15). Gelandet gegen 23:50 Uhr haben wir etwa sechs Stunden Aufenthalt am Flughafen – dies war die günstigste Alternative und wir wollten ungern erneut eine Nacht im teuren Singapur verbringen. So sparen wir uns also die Übernachtungskosten und schlafen kurzerhand einfach mal am Flughafen für ein paar Stündchen. 

Bequem ist anders!

Wir werden lediglich einmal von der Security geweckt, die alle weiteren Personen und uns nach Ausweisen und Tickets fragt. Alles in Ordnung, also zurück ins Land der Träume auf dem immerhin mit Teppich gepolsterten Boden. Scheint hier zumindest kein Einzelfall zu sein und wir sind somit nicht die Einzigen, die die Nacht im Flughafen verbringen. 

Der Wecker funktioniert einwandfrei und wir schleppen uns nach nur ein paar Stunden Schlaf Richtung Flugzeug. Verläuft alles ohne Probleme und wir befinden uns quasi im Halbschlaf auf dem Weg nach Taiwan (Land Nummer 9 im Flieger Nummer 16). 

Nun ist es aber auch mal Zeit für ein kleines Frühstück und da wir noch nicht vollends bereit sind für die neue Kultur, landen wir im Starbucks. Jetzt sind wären wir soweit! Wir buchen einen Bus zu unserem Zielort im Süden von Taiwan: Kenting

Willkommen in Kenting

Alles unkompliziert trotz der vielen chinesischen Zeichen und knappe zwei Stunden später sind wir an der Südspitze des aus westlicher Sicht doch recht unbekannten Landes. Und endlich wieder am Strand! Für die Chinesen ist Taiwan ein beliebtes Reiseland und der Süden wurde sogar bereits als Bali der Chinesen bezeichnet (nicht als Kompliment gedacht). 

Bei den Stränden ist die Beliebtheit nicht verwunderlich

Westliche Touristen sieht man generell eher selten und so kommt es, dass in unserer Unterkunft kein Wort Englisch gesprochen wird. Google Translator funktioniert ebenfalls kaum, führt aber immerhin zu lustigen Übersetzungen (eine Frage bezüglich Geldautomaten und Zahlung der Gastgeberin wird mit „die Haarbürste des Freundes“ übersetzt). 

Um uns das Zimmer zu zeigen, brauchen wir zum Glück keine gemeinsame Sprache und so klappt der Check-In auch ohne gesprochene Worte. Erneut untersuchen wir das Bett und Zimmer vor dem Auspacken auf Spuren von Bettwanzen, um nicht erneut eine böse Überraschung zu erhalten. Alles sauber und wir erleichtert!

Nach der kurzen Nacht am Flughafen begeben wir uns nur auf erste kleine Entdeckungstour, halten einmal die Füße ins Meer und finden ein lokales Teppanyaki-Restaurant, in dem das Essen vor unseren Augen zubereit wird. 

Gemüse, Pilze, Hähnchen und ordentliche Chilis – ein Festschmaus

Mit der neusten Folge Game of Thrones beenden wir den Tag unserer Meinung nach angemessen (manchmal muss eben auch auf dem Laufenden bleiben). 

01.05.

Die beste Möglichkeit die Gegend um Kenting zu erkunden bietet sich per Roller. Also schnell im Laden um die Ecke einen anmieten und los geht die wilde Fahrt! Dank ein paar Worten Englisch geht dies sogar ohne Probleme vonstatten. Zumindest ein paar Einheimische haben sich anscheinend bereits auf westliche Touristen eingestellt. Immerhin ein Anfang und wohl auch eine Notwendigkeit. Denn falls das Land seine Versprechen hält und sich als tolles Reiseziel entpuppen sollte, wird es hier zeitnah viele weitere Reisende geben, die kein Wort Chinesisch können. 

Gerade los gefahren und schon hat der Regen scheinbar etwas gegen unsere Erkundung. Immer stärker und ohne Aussicht auf Besserung treibt uns das Wetter letztendlich in einen sicheren Unterschlupf: eine Pizzeria, von der wir in einem Blog gelesen hatten. 

Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch direkt eine Kleinigkeit (nämlich eine große Pizza) essen und so das schlechte Wetter aussitzen. Gepaart mit gutem WIFI lässt es sich dann doch ganz gut aushalten, auch wenn unsere Kleidung weiterhin völlig durchnässt ist. Zumindest das Tropfen hat mittlerweile aufgehört (unter uns hat sich dennoch bereits ein kleiner See gebildet).

Lecker, dieses „lokale“ Essen

In einer kurzen Regenpause suchen wir die nah gelegene Touristeninfo auf, um uns nach Alternativen zu erkunden, die bei der miesen Wetterlage infrage kommen könnten. Da weiß selbst die Angestellte nicht weiter und so bleibt uns nur auf besseres Wetter zu hoffen, denn alle Attraktionen in der Umgebung sind draußen zu erkunden. 

Zumindest eine kleine Runde dürfen wir dann doch im Trocknen absolvieren und gewinnen so die ersten Eindrücke der Taiwanischen Küste. Das Meer klar und die Küste grün – eine gute Kombination. Viel vorbereitet haben wir uns nicht auf dieses Land und sind letztendlich auf die Empfehlung einer alten südafrikanischen Bekanntschaft nach Taiwan gereist. Werner arbeitet seit Jahren in dem Inselstaat und wir haben ihn vor über drei Jahren (Februar 2016) in seiner Heimat Südafrika kennengelernt. Er versorgt uns regelmäßig mit Tipps und übernimmt so Teile der Reiseplanung – mal ganz angenehm, nicht alles selber recherchieren zu müssen. 

Zurück in Kenting schlendern wir lediglich über den Nachtmarkt, der rein für die Touristen tagtäglich aufgebaut wird. Essensstände reihen sich aneinander und werden gelegentlich von kleinen Bars unterbrochen. Eigentlich ganz nett und vor allem das reichhaltige Angebot an verschiedenen Speisen sagt uns zu. So enden wir mit gegrilltem Tintenfisch und Maiskolben, sowie frittierten Kartoffeln und frischem Saft. Aufgrund unserer Erfahrungen mit solchen Märkten besteht kurz die Hoffnung, dass wir sparsam essen könnten – leider ist dafür Taiwan wohl das falsche Land und mit dem Sparen wird es hier wohl äußerst schwierig. Der Roller ist mehr als doppelt so teuer im Vergleich zu Indonesien und das Essen kostet vergleichsweise ein kleines Vermögen. Von den Unterkünften brauche ich erst gar nicht anfangen: haben wir bisher in Asien mit der Ausnahme von Singapur nie mehr als um die 20 Euro pro Nacht ausgegeben, müssen wir hier eher mit 30 bis 35 Euro rechnen. Genügend Puffer haben wir zum Glück eingeplant, um nicht pleite nach Deutschland zurück zu kehren, aber ein wenig schmerzen die hohen Kosten schon. (Für Spenden gerne einfach melden.)

Der Nachtmarkt im vollem Gange

Apropos Geld: selbst auf dem Nachtmarkt kann an so ziemlich jeden Stand per Handy bezahlt werden. An den Ständen hängen Schilder mit QR-Codes, die per APP eingescannt werden und zack ist die Bezahlung abgewickelt. Mal gucken, wann Deutschland da nachzieht. 

02.05.

Dieser Regen macht ganz krank! Und zwar leider sogar wörtlich, denn seit einigen Tagen haben wir mit einer leichten Erkältung zu kämpfen. Der Stress in Malaysia und die vielen Menschen (und Keime) an Flughäfen und öffentlichen Plätzen sind wohl zwei relativ offensichtliche Gründe für die Erkrankung.

Das Wetter unterstützt uns nicht gerade, denn es regnet erneut. Der graue Himmel lässt zudem die Unternehmenslust deutlich in den Keller gehen. Dennoch raffen wir uns auf, wenigstens einen kleinen Park an der Südspitze Taiwans zu erkunden. Neben einem Leuchtturm und ein paar netten Aussichtsplatformen entdecken wir vor allem Horden an Chinesen, die ebenfalls die Sehenswürdigkeit besuchen. Ein komisches und vor allem oft sehr lautes Völkchen, wie wir feststellen müssen. In unserer Verfassung sind wir froh, ein paar abgelegene Wege auf dem Gelände zu entdecken und gemächlich die Gegend ohne Stress und Hektik erkunden zu können.

Beim darauffolgenden Mittag traue ich meinen Augen fast nicht: da laufen tatsächlich Menschen mit Surfboards! Das müssen wir uns natürlich direkt mal genauer anschauen, haben wir doch gestern am Strand sehr ruhiges Wasser vorgefunden. Als wir die Gruppe im Wasser sehen, merken wir schnell, dass es an einer einzigen Stelle minimale Wellen gibt, in die die Leute rein geschoben werden. Es geht augenscheinlich lediglich darum, den Touristen ein kleines Erfolgserlebnis zu bescheren und dies auf einem Bild festzuhalten. Weder Technik noch irgendetwas anderes wird bei dem Kurs vermittelt und auch für mich hat sich schnell das Thema Surfen erledigt (auch aufgrund der Erkältung natürlich). 

Zurück in unserem Zimmer recherchieren und buchen wir ein wenig weitere Stopps und Länder (Philippinen) nur um festzustellen, dass wir zwei Unterkünfte je ein paar Tage zu früh gebucht haben. Zum Glück lässt sich leicht umbuchen und wir checken die restlichen Flüge und Unterkünfte lieber nochmal – sollte alles passen. Nach den drei Wochen in Taiwan haben wir uns vorgenommen, ebenso für drei Wochen auf die Philippinen zu fliegen. Dort steht dann aber wirklich nur Entspannung, Sonne und Meer an. Keine großes Rumgereise und einfach mal komplett abschalten – nach dann fünf Monaten reisen wohl das einzig Sinnvolle, zu dem wir in der Lage sein werden. 

03.05.

Zumindest regnet es heute nicht. Die Erkältung interessiert das jedoch nicht und wir sind beide ordentlich angeschlagen. Wir haben uns sogar gestern im Supermarkt Ingwer und Limetten gekauft, damit wir uns Tee zubereiten können. Die aktuell herrschenden 25 Grad sind für uns der reinste Winter. Ist natürlich leicht übertrieben, der heiße Tee tut dennoch gut und macht uns hoffentlich schnell wieder fit. Zur weiteren Stärkung versorgen wir uns abends immer mit frischem Obst vom Nachtmarkt, das dann unser Frühstück am nächsten Morgen darstellt. 

Heute ist bereits der letzte Tag in Kenting und so entschließen wir uns, trotz Krankheit eine etwas größere Tour per Roller zu machen – mit Regenhose und -jacke sowie Tee in der Thermoskanne bewaffnet kann uns nichts aufhalten! Zum Glück haben wir in Singapur fast alle warmen Sachen, die wir noch dabei hatten, Dominik und Miriam mitgegeben. „Wir reisen ja nur noch in warme Länder“, höre ich uns damals noch sagen. Wie falsch wir lagen erfahren wir jetzt, als der Fahrtwind uns um die Ohren bläst. Es mag die Erkältung seien, aber wir freuen uns bereits tierisch auf eine warme Dusche in der Unterkunft! 

Ganz so schlimm ist es natürlich dann auch wieder alles nicht (vielleicht spricht da manchmal die Erkältung aus mir). Klar ist es recht frisch, aber die Temperaturen sind immer noch recht sommerlich, auch wenn an der Ostküste ein ziemlich starker Wind sein Unwesen treibt. Die Küste ist übrigens das bisherige Highlight des Aufenthalts und atemberaubend schön. Steile Felswände ragen aus der See und im Hintergrund erheben sich sattgrüne Berge. Irgendwie passt dann auch der Wind ins Bild und zur wilden Landschaft.

Einfach nur beeindruckend

Die Tour hat sich also dennoch gelohnt, zumal wir weiterhin Zeuge eines „unendlichen Feuers“ werden konnten. Gase treten aus dem Erdreich empor, die entzündet werden können und so scheinbar eine Weile brennen können (bis zum nächsten Regen vermutlich). 

Auch wenn die ersten Tage von Regen, Husten und verschlossenen Nasen geprägt waren, sind wir doch gespannt auf Taiwan und froh hier zu sein. Wir sind definitiv nicht mehr im typischen Südostasien und die unterschiedliche Kultur ist deutlich spürbar. Die Schriftzeichen sind fast ausschließlich Chinesisch und westliche Touristen eher die Ausnahme (im Gegensatz zu chinesischen Touristen). Wir sind gespannt, was uns die nächsten beiden Wochen erwarten wird.

Schreibe einen Kommentar