17.05.
Wenn man sich eine typische Asiatische Großstadt mit all dem Lärm, den vielen Farben und Lichtern vorstellt, landet man so ziemlich genau in Taipeh.

Unser erster Eindruck ist zum Glück ein anderer. Im Zug lernen wir einen Taiwanesen kennen, der bereits in Deutschland für Mercedes gearbeitet hat. Zunächst teilt er uns nur die Kontaktinformationen des Deutschen Generaldirektors in Taiwan mit für den Fall, dass wir irgendwelche Probleme haben. In so einem sicheren Land wie Taiwan wird dies natürlich nicht notwendig sein, aber dennoch äußerst freundlich, so eine Hilfe angeboten zu bekommen.
Damit wäre die Geschichte eigentlich beendet, doch wir treffen Josef (ja, das ist tatsächlich sein europäischer Name) beim Aussteigen aus dem Zug wieder. Wir werden gefragt, ob wir bereits Mittag gegessen hätten, was wir verneinen. Somit werden wir kurzerhand von ihm ins angeblich beste Nudelrestaurant der Stadt eingeladen. Richtig, eingeladen. Von einem Wildfremden. Das nenne ich mal Gastfreundschaft!
Die Nudelsuppe mit Rindfleisch schmeckt hervorragend und Josef erzählt uns allerhand zur Stadt und zu seinen Verbindungen nach Deutschland. Sein Chef ist wohl der CFO von Mercedes – er scheint also ein ziemlich hohes Tier zu sein, was auch sein Kontakt zum Deutschen Offiziellen beweist. Wen haben wir hier nur kennengelernt?
Wir bieten natürlich nochmals an, die Rechnung selber zu bezahlen, was sofort in aller Höflichkeit abgelehnt wird. Zum Abschied weist er uns den Weg zu unserer Unterkunft und verschwindet dann im bunten Treiben der Stadt. Wir bleiben etwas sprachlos, aber unglaublich dankbar zurück. Taiwan will uns wohl einen angenehmen Abschied bereiten und sich dabei auch für das unbeständige Wetter entschuldigen. Heute regnet es natürlich wieder in Strömen und wir erreichen die Unterkunft nur dank Regenklamotten halbwegs trocken.
Das Hostel war auf finanzieller Sicht die einzige Alternative, um nicht völlig verarmt aus Taiwan weiter zu reisen. Dafür erhalten wir immerhin ein Doppelbett, wenn auch in einem Dorm. Zusammen mit sieben anderen Betten teilen wir uns ein Zimmer. Häuslich einrichten und auspacken fällt da natürlich flach, aber es sind ja nur zwei Nächte. Mehr wäre auch schwer ertragbar, hat das Hostel doch anscheinend keine Fenster nach draußen und ist in einem sympatischen Schwarz gestrichen – bloß keine Freude und kein Licht aufkommen lassen!

Das beste an der Unterkunft ist dafür die Lage, denn wir sind mitten drin im Geschehen. Quasi direkt an einer großen Einkaufsstraße gelegen, können wir uns direkt in den Trubel werfen und sind direkt überfordert von den Eindrücken. Der Menschenstrom scheint kein Ende zu nehmen, die bunten flackernden Farben machen einen etwas Kirre im Kopf und die Geräuschkulisse tut ihr Übriges.


An vielen Ecken sind Spielhallen zu finden, die wirklich voll und gut besucht sind. Auch eine komplett in Pink gehaltene Halle scheint großen Anklang zu finden. Es ist doch eine ganze andere Welt, in der wir uns hier befinden. Nicht nur im Vergleich zu Deutschland, sondern sogar im Vergleich zu Südostasien. Der Chinesische Einfluss ist deutlich spürbar und für uns etwas zu viel des Guten. Alles ist irgendwie hell, auffällig und niedlich (Stichwort Hello Kitty).

Auf einem Nachtmarkt finden wir zudem vor einem Restaurant Terrarien mit riesigen Schlangen vor, die bei Bedarf geschlachtet und serviert werden. Hier essen wir definitiv nicht heute!

Bei unserer Erkundungstour entdecken wir natürlich auch nette Ecken in der Stadt, zum Beispiel eine Barstraße. Diese stellt sich später als Schwulenviertel heraus und es ist einiges los. Der einfache Grund dafür ist, dass an diesem Tag in Taiwan die Ehe für Alle verabschiedet wurde. Taiwan ist damit das erste Land in Asien und das gehört natürlich gebührend gefeiert.
Uns hat aus einem anderen Grund dort hin verschlagen: es gibt ein Laden mit Shisha (die kleine Sucht schlägt wieder zu). Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen und sind so zwangsläufig mitten drin im Geschehen. Die Gegend scheint weiterhin ein Treffpunkt für die Jugend von Taipeh zu sein und auch Touristen, einheimische oder eben solche wie wir, mischen sich dazu, was eine buntes und lustiges Völkchen ergibt und einen gelungenen Abend in der Metropole.

18.05.
Schnarchenden Personen sollte verboten werden, in einem Mehrbettzimmer unterzukommen. Katrin meldet sich per Ohropax ab, während mein Schlaf durch die Geräuschkulisse deutlich beeinträchtigt wird.
Das frühe Aufstehen fällt heute ausnahmsweise mal nicht sonderlich schwer, ist es doch viel verlockender an die frische Luft zu gelangen, als in dieser Höhle zu bleiben. Das inkludierte Frühstück in Form von Toastbrot und Aufstrich lädt ebenfalls nicht zum Verweilen ein und so sind wir für unsere Verhältnisse bereits relativ früh unterwegs.
Pünktlich um 10 Uhr befinden wir uns am Treffpunkt für eine Free Walking Tour (wirklich ohne initiale Gebühr, dafür auf Trinkgeld basierend). Die Tour führt uns drei Stunden durch die Stadt, zeigt japanische und chinesische Einflüsse, sowie erklärt Teile der komplexen Geschichte von Taiwan. Das aktuell kritische Thema zur Beziehung mit China wird dafür nur kurz angeschnitten. Taiwan hält sich für unabhängig, während China die Insel als Teil seines Staates sieht und sogar mehrmals mit dem Einsatz von militärischen Mitteln gedroht hat.
Wir hoffen, dass sich die Situation nicht zuspitzt und es in diesem Land weiter friedlich bleibt, damit es weiterhin von einer Vielzahl Touristen bewundert werden kann.

Geschafft von der Tour genehmigen wir uns ein günstiges Mittag und führen die Besichtigung noch etwas weiter fort. Erstes Anlaufpunkt ist eine Mall, die nur schwer mit Worten zu beschreiben ist. Sagen wir so, sie passt ins Bild der Stadt. Kitschiger Krimskrams, Mangazeug, allen möglichen Ramsch und natürlich bunte Spielhallen mit verschiedenen Automaten – die spinnen, die Asiaten!

Im völligen Gegensatz dazu landen wir beim zweiten Stopp in einer modernen Mall, die auf der obersten Ebene ausschließlich aus Buchladen und Cafes besteht – so gehört sich das! Auch einige nette Läden lassen sich hier finden und wir sind erleichtert, etwas „Normalität“ (natürlich aus unserer westlichen Sicht) vorzufinden.

Der Mensch ist und bleibt eben ein Gewohnheitstier. Genau deswegen (nicht unsere Schuld also) landen wir erneut in einem Sushirestaurant (selbe Kette wie in Hualien). Zeit für Experimente ist eben heute keine und wenn es gut ist, warum nicht zweimal dort ein Essen genießen?
Zufrieden lässt es sich auch im Hostel besser aushalten… denkste! Wir finden erneut eine tote Bettwanze, wahrscheinlich aus dem Schlafsack, den Katrin hier erstmalig benutzt. Die kleinen Mistviecher scheinen echt überall rein zu krabbeln. Dass wir nur tote Tiere finden, ist dabei zumindest etwas beruhigend…
19.05.
… bis Katrin mit ein paar neuen Bissen in einer Reihe (typisch für Wanzen) aufwacht. Der Schlafsack wandert also in den Müll, denn er stellt die einzige Möglichkeit dar, wo sich einige der Tiere eingenistet haben könnten. Zum Glück verschwinden die Bisse überraschend schnell wieder und jucken kaum, weswegen wir nicht zu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit von Bettwanzen ausgehen können. Also zuhause bitte einmal Daumen drücken, dass wir keine weiteren Begegnungen mit den Schädlingen haben.
Aufgrund des Stresses am Morgen sind wir etwas spät dran und kommen nach einer Stunde Fahrt mit der Bahn nur etwa 1,5 Stunden vor Abflug am Flughafen von Taipeh an. Der Checkin und die Ausreise verlaufen zum Glück reibungslos, sodass wir sogar noch Zeit haben, uns ein kleines Frühstück und einen Kaffee zu holen. Zum Verzehren kommen wir dafür erst im Flieger, der uns innerhalb von zwei Stunden nach Manila transportiert.
Ab auf die Philippinen, unserem letzten neuen Land der Weltreise. Und vor allem: ab an den Strand!