Einmal Kultur, Wasserfälle und neue Erfahrungen, bitte [INDO]

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01.03.

Aufgrund der selbstverschriebenen Surfpause heute können wir das erste Mal gemeinsam zu viert frühstücken – das Resultat steht in Form von 4 Bananenpancakes vor uns. Was auch sonst? Der Start in den Tag ist somit deutlich gemütlicher und vor allem später als die vergangenen 2 Tage und der Körper bedankt sich freundlich.

Das heutige Ziel sind eindrucksvolle Wasserfälle mit dem Namen Benang Stokel und Benang Kelambu, die etwa 50 Kilometer Richtung Landesinnere liegen. Wir schwingen uns daher auf die beiden Roller und fahren mit einer Karte aus Papier und einer Google Maps Offline Karte voller Zuversicht los. Das bevorstehende Abenteuer können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Das erste Mal verfahren wir uns nach etwa einer halben Stunde, aber wir brocken uns nur etwa 15 Minuten Umweg ein und können den Kurs relativ schnell korrigieren. Schon einschränkender ist dagegen ein auftretendes Problem mit meinen Augen, die anscheinend was gegen die Kombination aus Sonnencreme, Fahrtwind, Sonne und was auch immer haben. So beginnt das Tränen der Augen relativ zügig und brennt nach kurzer Zeit sehr unangenehm. Die Sonnenbrille von Joscha verschafft dann glücklicherweise Abhilfe und sobald wir pausieren, verschwinden die Symptome schlagartig wieder.

Auf Lombok mangelt es übrigens definitiv an Straßenschildern und so müssen wir mehrmals nach dem Weg fragen. Die Papierkarte und Google Maps sind keine große Hilfe bei unseren Navigationsversuchen.

In Praya, einer größeren Stadt, kommen wir dann leider nicht um ein gewisses Unwohlsein herum, als wir kurz stoppen müssen: Hunderte Menschen strömen zu dem Zeitpunkt aus der Moschee und einige der Blicke sind wohl nicht positiver Natur, um es mal freundlich ausdrücken. Ich merke dies vor allem, als der Blick von mir hinter mich schwenkt, wo Katrin sitzt. „Westliche“ Frauen in kurzen Hosen und lockeren Tops sind hier anscheinend sehr ungewöhnlich und wir mutmaßen, dass dies der Grund für die abwertenden Blicke sein könnte.

Diese Erfahrung passt rein gar nicht zu dem Lombok, welches wir bisher kennen lernen durften. So kann man dieses Verhalten sicher nicht verallgemeinern, vor allem, weil wir auch nette und freundliche Blicke von anderen Moschee-Besuchern erhalten haben. Das Unwohlsein bleibt jedoch zunächst im Hinterkopf und wir begeben uns weiter auf die Suche nach den Wasserfällen.

Einmal kurz verfahren, umdrehen, erneut nach dem Weg fragen und wir stehen vor einer Kreuzung, wo tatsächlich ein Schild mit den besagten Wasserfällen zu sehen ist, das die Richtung weist. Theoretisch könnte jetzt nichts mehr schief gehen, aber denkste! Wir verfahren uns erneut, denn das Schild bleibt vorerst das einzige und es gibt einige Abzweigungen und Gabelungen auf dem Weg. Laut Google Maps entfernen wir uns sogar vom Wasserfall wieder und zudem brennt meine Auge, weshalb ich teilweise eins der beiden gar nicht mehr öffnen kann. Die Zeichen stehen also nicht besonders gut, aber irgendwie geht es immer weiter bzw. eben wieder zurück und dann über eine andere Straße wieder Richtung Endziel.

Der letzte ungewollte Schlenker knüpft uns etwa 30 Minuten ab, aber das war es ohne Zweifel wert! Der Grund dafür liegt wieder in den Reaktionen der lokalen Bevölkerung, dieses Mal jedoch genau entgegengesetzt zu unserer ersten Erfahrung. Wir sind anscheinend so weit vom Wasserfall entfernt, der doch „relativ“ touristisch zu sein scheint, dass wir viele ungläubige Gesichter sehen, als die 4 weißen Europäer auf ihren Rollern durch die Dörfer fahren. Es wird hektisch, aber freundlich gewunken und gegrüßt oder eben teilweise vor Verwunderung oder Überraschung einfach nur verwirrt drein geschaut. Vor allem die Kinder scheinen ihren Spaß zu haben und lachen uns oft voller Freude an. So schnell kann sich das Bild ändern und wir nehmen die positiven Ereignisse freudig in uns auf.

Warum die Freundlichkeit? Wir wissen es nicht genau. Es könnte beispielsweise Dankbarkeit über Touristen sein, die nach dem Erdbeben wieder etwas Geld einbringen, oder tatsächlich einfach die Gegebenheit, dass in der Region selten oder nie „Weiße“ gesehen wurden (vor allem von den Kindern). Vielleicht gibt es auch weitere Gründe. Für uns wird die Insel und die Indonesier dadurch nur sympathischer.

Unfassbar, aber wahr: nach etwa 2,5 Stunden auf den Zweirädern erreichen wir den Wasserfall! Der Eingangsbereich ist mit vielen Restaurants versehen, die aber zum Großteil leer sind. Auch hier sind die Auswirkungen der Umweltkatastrophe noch spürbar. Nach der langen Fahrt genehmigen wir uns nun Kokosnüsse, frisches Obst und Wasser zur Erfrischung. Die Pause tut auch meinem Auge gut und ich bin nach ein paar Minuten fast wieder beschwerdefrei.
Am Eingang müssen wir uns einen Guide buchen, um die Wasserfälle begutachten zu können. Es heißt eine Stunde laufen oder wir könnten auch mit den Rollern fahren. Ohne groß zu wissen, wo drauf wir uns da einlassen, entscheiden wir uns für die zweite Option. Da wir heute noch nicht genug Abenteuer erlebt haben, fahren wir nun auf unbefestigten Straßen, Geröll oder Sandwegen durch den Dschungel. Die Roller erfüllen ihren Zweck, müssen aber auch ordentlich arbeiten, um uns die Hügel hoch und wieder runter zu bugsieren. 10 Minuten dauert der Spaß – trotz Anspannung und Festklammern an Lenker bzw. Fahrer, finden wir die Fahrt wirklich ganz lustig. Abenteuer eben! 

Der Wasserfall ist die wohlverdiente Belohnung und wir können uns nicht daran erinnern, schon mal so einen eindrucksvollen gesehen zu haben. Weiterhin ist es wirklich schön gemacht, denn man kann sich sowohl direkt unter dem Wasserfall, als auch in extra angelegten Becken aufhalten. Die Abkühlung und das klare Wasser sind ein Segen und wir verbringen 20 Minuten an diesem schönen Plätzchen Erde.

Ein paar Affen leisten uns erneut Gesellschaft und im Gebüsch sichten wir eine kleine Schlange (beide Tierarten sind zu flink für Bilder übrigens).

Die Rückfahrt darf ich komplett mit Joscha’s Sonnenbrille absolvieren und daher treten fast keine Beschwerden auf. Das erfreuliche Resultat ist, dass ich jetzt auch die wunderschöne Landschaft genießen kann. Die Strecke führt uns durch endlose Reisfelder und -terassen und etwas Dschungel, während im Hintergrund der Vulkan der Insel zu sehen ist.

Die Strecke kennen wir nun auch und verfahren uns nicht einmal auf dem Rückweg, den wir in unter 1,5 Stunden zurücklegen. Der Tag ist fast vorüber, als wir in die Einfahrt unserer Unterkunft rollen. Der Pool hat uns freudig erwartet (oder doch andersrum?) und wir kühlen uns ab, bevor es zum Abendessen geht. Heute ist auch noch ein Dessert drin, das wir in einer etwas schickeren Bar bestellen. Was wir dann zu Augen bekommen, passt perfekt zum Thema des Tages. Unerwartet und positiv. Die Nachtische ähneln einem Kunstobjekt und würden wohl selbst in Deutschland in dieser Form schwer zu finden sein. Dass sie unglaublich gut schmecken, versteht sich von selbst.

So geht der Tag voller neuer Eindrücke und Erfahrungen vorüber. Heute schlafen wir bestimmt ausgezeichnet.

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