16.01.
Es steht etwa 43 zu 1 mittlerweile für die Sandflies.. mindestens. Die Füße sind zum Teil schon ziemlich zerstochen und die Anzahl der Stiche bleibt mindestens konstant, wenn sie nicht eher sogar zunimmt. Etwas nervig sind die kleinen Biester schon, aber es scheint dennoch eine Art Entspannung bei uns einzusetzen. Nach der Realisation, dass wir die erste Woche zu sehr gehetzt sind, haben wir in den letzten Tagen doch ziemlich gut entschleunigt.
Heute geht es die Westküste Richtung Norden rauf nach Greymouth. Auf dem Weg stoppen wir in Hokitika, einem kleinen besinnlichen Örtchen mit viel Charme. Beim Schlendern durch die Straßen auf der Suche nach einem Cafe stoßen wir auf ein kostenloses Museum in einer alten Bibliothek (Kultur: check).
Nach einer nicht allzu langen Fahrt treffen wir doch schon recht früh am Campingplatz ein – er liegt völlig überraschenderweise am Meer. Eventuell lässt sich da ein Muster erkennen..

Es sind wieder mal ein paar Surfen im Wasser und ich würde mir am liebsten ein Board leihen und ebenfalls mich in die Wellen stürzen.
17.01.
Zum Glück geht es nun nach Westport, ein kleines Surferörtchen noch weiter die Küste hoch. Die Straße dorthin wird Great Coast Road genannt und ist für uns die bis jetzt schönste Route am Meer entlang. Auf der anderen Seite erblicken wir dichten Regenwald – es bleibt dabei, dass die Vegetation sich fast täglich ändert. Waren wir vor ein paar Tagen noch in den Neuseeländischen Alpen, auf einem Gletscher, in der Steppe oder in Fjorden, erblicken wir jetzt zunehmend Palmen.

Zwischenstopp auf der Strecke sind die Pancake Rocks – das Spannende hier ist, dass bis heute nicht genau geklärt ist, wie die seltsamen Gesteinsformationen zustande kommen. Beeindruckend sind sie allemal und wirklich einen Unterschied macht es wohl für uns auch nicht, ob wir wissen, wie sie entstanden sind oder nicht – angucken und genießen und fertig ist der schöne Augenblick.

Die Straßen in Neuseeland scheinen zu unserer Entschleunigung beitragen zu wollen. Es gibt immer wieder sogenannte One Way Brücken, heißt nur mit einer Fahrbahn. Es gibt eine einfache Vorfahrtregelung, die durch Schilder vermittelt wird – anhalten und gucken muss man aber in jedem Fall. Dies entspannt das Fahren und man nimmt automatisch mehr Rücksicht (aus Deutscher Sicht eventuell etwas schwer nachvollziehbar).
Auch als die Straße vor uns für 15 Minuten gesperrt wird, weil schnell beide (!) Fahrbandecken mit neuem Rollsplit ausgestattet werden, scheint es keinen wirklich zu stören – wir mitten drin. Da könnte sich in Deutschland auch gern mal was abgeschaut werden, sei es das Verhalten auf den Straßen oder einfach die Geschwindigkeit, mit der die Straßenarbeiten vollzogen werden.
Wir stoppen nochmals an der Küste und machen uns einen frischen Kaffee, denn das ganze entspannte Fahren und das schöne Wetter machen wohl etwas müde – vielleicht ist es auch einfach Zeit etwas länger das Meer zu beobachten und da muss der Kaffee eben sein. So oder so ist es eine angenehme Freiheit, die wir hier haben durch den Camper.
In Westport werden (endlich!) Neo und Surfboard ausgeliehen und es geht an den 20 Minuten entfernten Surfstrand (Tauranga Bay) – die Wellen sind ab 19 Uhr gut. Wir sind von 15 bis 17 Uhr da – die Wellen sind zu nichts zu gebrauchen. Optimaler Einstieg! Dass die Wellen später gut werden, erfahren wir am nächsten Tag durch Erzählungen. Abhacken als Paddeltraining und Gewöhnungszeit ans geliehene Board, mehr bleibt einem da nicht übrig (wenigstens die Bilder sind gut geworden).
Am Campingplatz angekommen werden wir von Feuerwehrleuten begrüßt, die soeben noch ein kleines Buschfeuer gelöscht haben – äußert beruhigend, vor allem der Lagerfeuergeruch, die verbrannten Felder und der noch aufsteigende Qualm. Wir verlassen uns auf die Profis („sollte sicher sein hier zu schlafen“) und schlagen unser Lager auf. Sorgen machen wir uns natürlich auch nicht, das Meer ist ja nicht so weit und die Leute hier haben damit wohl genug Erfahrung.

18.01.
Um 7 Uhr geht der Wecker und ich stehe tatsächlich auf. Während Katrin sich auf den Beifahrersitz quält, sitze ich schon bereit am Steuer und will erneut nach Tauranga Bay aufbrechen. Das Bett musste dabei dem Surfboard Platz machen, aber man muss eben Prioritäten setzen.

Die Wellen sind deutlich besser und ich surfe tatsächlich (ein wenig) in den 2 Stunden im Wasser – nach 2 Monaten ohne Meer ist die Ausbeute völlig in Ordnung. Das Wasser war übrigens selbst für die Locals kalt, also dürfen auch meine Füße und Hände ein wenig brauchen, bis sie wieder eine angenehme Temperatur erreicht haben. Was man nicht alles für ein paar Sekunden stehend auf einem Surfboard auf sich nimmt (das war es wert!).

Nach ausgiebigen Frühstück geht es zu einem Wasserfall, wo wir eigentlich die Nacht verbringen wollten. Es ist aber erst 15 Uhr und brütend heiß. Ins Wasser kann man auch nicht (Strömungen), daher entschließen wir uns nochmals 2 Stunden bis an die Nordküste (Motueka) zu fahren und dort einen kostenlosen Campingplatz am Meer aufzusuchen.
Dies erweist sich als definitiv bessere Wahl, da wir hier ins Meer können und es eine kalte Dusche am Campingplatz gibt – schön, wenn das Leben einfach ist.
