Regenerieren im verschlafenen Städtchen Dulan [TWN]

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04.05.

Diese Erkältung hält sich aber hartnäckig und wir fühlen uns trotz der morgendlichen Vitaminbomben (Mango, Ananas, Drachenfrucht, Wassermelone) nicht wirklich besser. Zum Glück steht heute außer Bus und Zugfahren nichts auf dem Programm – das schaffen wir auch mit der Erkältung mit Schlepptau.

So laufen wir etwa fünf Minuten zur Haltestelle und warten auf den Bus, der uns zum etwa anderthalb Stunden entfernten Bahnhof bringen soll. Bei der Touristeninformation hatte man uns freundlicherweise die Busnummer mitgeteilt. Alles verläuft reibungslos: der Bus kommt, wir können bar beim Fahrer das Ticket kaufen und sind sogleich auf dem Weg nach Fangliao

Dort angekommen versuchen wir unser Glück am Ticketschalter und erhalten zu unser kleinen Überraschung sogar eine Antwort auf Englisch. Der nächste Zug nach Taitung fährt in zwei Stunden, die beiden davor seien leider bereits ausgebucht – also Zeit für uns ein Cafe aufzusuchen und zu frühstücken. Passt doch perfekt zu unseren Bedürfnissen. Wenn es mal läuft, dann läuft es.  

Die Beinfreiheit im Zug ist ein für uns unbekannter Luxus in öffentlichen Verkehrsmitteln und die Fahrt offenbart einen tollen Blick auf die Taiwanische Landschaft. Entlang der Ostküste tuckern wir gen Norden – zur Rechten das Meer, zur Linken die grünen Bergketten. Dies erinnert uns sogar ein wenig an die tolle Fahrt in Sri Lanka (Ende 2017), die sogar als eine der schönsten Zugstrecken der Welt gilt.

Die wilde Küste inklusive Regenwolken
Wo man nur hinguckt: überall grün

Kaum aus dem Zug ausgestiegen werden wir von unserem neuen Gastgeber begrüßt. Der Gute war so freundliche, uns am Bahnhof zu empfangen und unsere Taschen per Auto in die Unterkunft zu fahren. So können wir nämlich am Bahnhof bereits einen Roller mieten, der hier um die Hälfte günstiger ist als er es im 30 Minuten entfernten Dulan wäre.

So neigt sich der lange Reisetag dem Ende zu und wir nehmen lediglich noch ein Abendessen im Cafe des Gastgebers ein. Auf dem Dach seines angrenzenden Hauses liegt übrigens unsere Unterkunft für die nächsten vier Nächte. Selbst die Beschreibung „minimalistisch“ wäre noch etwas zu hoch gegriffen, denn unser Zimmer besteht aus einem Bett und etwa 40 Zentimeter Platz zwischen diesem und der Tür. Ein geteiltes Bad steht uns natürlich zur Verfügung.

Kleiner ging nicht, aber gemütlich ist es dennoch

Der Platz reicht nicht einmal, um unsere Backpacks im Zimmer zu lassen. Also wird das Wichtigste ausgepackt und der Rest im durchgehend offenen Wohnzimmer des Gastgebers platziert. Irgendwie gemütlich ist das ganze dann doch und wir müssen zugeben, dass wir bereits deutlich schlimmere Unterkünfte überlebt haben.

Dafür gibt es mit den wohl besten Kaffee der gesamten Reise!

Zeit zum Schlafen… eigentlich. Gegen 21 Uhr werden wir nach unten gerufen, denn es wird gegrillt. Eine schier endlose Zahl an Garnelen finden den Weg auf den Grill und sowohl weitere Gäste als auch die Familie schmausen gemeinsam. Dazu gibt es ein Bierchen – Bier ist ja bekanntlich die beste Medizin oder wie ging die Weisheit noch gleich? Mit Wasabi-Dip und im Kreis von neuen Freunden genießen wir das Essen und schieben den Plan zu schlafen vorerst hinten an.

Wir halten solange aus, bis uns die Augen zufallen und verabschieden uns nun aber endgültig ins Bett – ein denkwürdiger erster Abend in Dulan geht damit äußerst erfreulich zu Ende.

05.05.

Schien gestern am Reisetag (wann auch sonst?) noch die Sonne, regnet es heute erneut. Wobei „heute“ sich auf die Zeit nach 12 Uhr bezieht, denn so lange schlafen wir. Ups! Aber den Schlaf haben wir wohl dringend nötig und außerdem stellt dies die beste Medizin gegen unsere Erkältungen dar. 

In einer kurzen Regenpause am Nachmittag („Nachfrühstück“ für uns) machen wir uns dennoch auf und fahren etwa 10 Minuten ins entfernte Dulan. Das kleine Städtchen ist bekannt für seine entspannte Stimmung und ebenso bei Surfern beliebt. Die Ostküste Taiwans bietet nämlich in den Wintermonaten ausgezeichnete Wellen, sodass sogar offizielle Wettbewerbe abgehalten werden. Ein weiterer Grund, warum mit einem Anstieg des Tourismus auf lange Sicht zu rechnen ist, denn die Suche nach perfekten Wellen treibt einen nicht unwesentlichen Teil der Reisenden (mich eingeschlossen natürlich) um die ganze Welt. 

Die Surfsaison ist leider weitestgehend vorbei. Gut für mich, denn in meiner Verfassung wäre ich wahrscheinlich nicht zu mehr als zwei Paddelzügen in der Lage und würde mich nach fünf Minuten erschöpft aus dem Wasser schleppen. So bleibt mehr Zeit die Stadt ein wenig zu erkunden. Ein paar nette Cafes, Surfhostels und Restaurants finden wir entlang der Hauptstraße. In einem der Läden kehren wir auf einen gesund-machenden Tee ein, bevor wir uns die sogenannte „Sugar Factory“ anschauen. Eine alte Zuckerfabrik, die mittlerweile Standort viele Künstler und Aussteller geworden ist. Eine ebenfalls nette Atmosphäre, die perfekt in das Stadtbild passt. Bei zwei Auswanderern (einem Kanadier und einem Franzosen) nehmen wir das Mittagessen zu uns, quatschen ein wenig mit ihnen und machen uns dann auf den kurzen Rückweg in unsere Unterkunft.

Es reicht für den Tag und wir beschließen uns weiter in unser kleinen Höhle auszukurieren. Dazu erhalten wir sogar von unserem aufmerksamen Gastgeber heißes Wasser mit Limetten und für Tee mit unseren noch vorhandenen Ingwer. Heißer Ingwer-Tee im Urlaub… damit hätte ich auch niemals gerechnet, aber wenn es hilft, hilft es eben. 

06.05.

Oh! Dieses Mal schlafen wir bis 11 Uhr morgens (ja, das ist noch morgens!), aber es scheint zu helfen. Die Erkältung klingt allmählich ab. Dies gilt nicht für den Regen, der beständig auf uns herunter prasselt. 

Großartig nass werden wollen wir heute nicht und so verbringen wir den Großteil des Tages im Cafe. Nur gegen Abend begeben wir uns zum Glück im Trockenen nach Dulan, um gesunde und ausgewogene Nahrung zu uns nehmen: Pizza. In Deutschland eigentlich keine großen Fans davon, ist es in der einen Woche Taiwan bereits das zweite Mal, das wir uns dieses Gericht genehmigen. Wir haben aktuell wenig Lust in Restaurants zu gehen, in denen kein Wort Englisch gesprochen wird und nicht mal die Karte auf Englisch ist. Auch wenn wir prinzipiell uns gern der neuen Kultur anpassen, ist uns im Moment einfach nicht danach.

07.05.

So langsam zweifeln wir an unserer Recherche, dass der Mai mit „die beste Reisezeit für Taiwan“ sei – es regnet mal wieder. 

Was macht man bei Regen? Richtig, ab ins Cafe! Zum Glück bietet Dulan eine annehmbare Auswahl und so verbringen wir mehrere Stunden dort. Die Zeit nutzen wir jedoch tatsächlich um produktiv zu sein. Wir planen den Großteil unser verbleibenden Reise. Sind wir zu Beginn noch sehr spontan gereist, wollen wir für den letzten Monat möglichst wenig Stress haben. So sind am Ende lediglich 11 Übernachtungen auf den Philippinen noch unklar (von 47 verbleibenden Nächten in Summe). Die Route dort steht dafür weitestgehend fest, genau wie Inlandsflüge und der Weiterflug nach Bali, Indonesien. Dort sind ebenfalls bereits die vollen restlichen 13 Nächte gebucht, ebenso wie der Flug nach und die Unterkunft für einen Tag in Bangkok, Thailand. In Bangkok wird unsere Reise enden, sobald wir den Flieger Richtung Heimat besteigen. Ein komisches Gefühl, sich doch in großen Schritten dem Abschluss der Reise zu nähren. Sind wir nicht gerade erst aufgebrochen? 

Der Regen ist mittlerweile vorüber gezogen. Wir machen uns auf kleine Entdeckungstour und landen in Donghe, einem ebenso kleinem Ort etwas weiter die Küste rauf. Die Wellen scheinen besser geworden zu sein und so erspähen wir eine handvoll Surfer im Wasser – jetzt wäre ich doch gerne fitter, um ihnen Gesellschaft leisten zu können. 

Während ich die Wellen beobachte, ist Katrin hin und weg von zwei kleinen Hundewelpen, die sich dort aufhalten. Gerade so schaffen wir es, die Welpen dort zu lassen und nicht „aus Versehen“ mitzunehmen. Der heldenhafte Versuch des kleinen Vierbeiners uns zum Bleiben zu überreden, scheitert nur haarscharf – er setzt sich kurzerhand auf Katrin’s Fuß, als wir Richtung Roller laufen. Noch einmal kurz kuscheln, dann aber schnell weg. Das war knapp! 

Wer kann bei dem Blick auch widerstehen?

Nicht nur Hunde, sondern sogar Affen laufen wir etwas später über den Weg. Unsere erste echte Begegnung mit der Tierwelt in Taiwan.

Zum Abschluss des Tages tauchen wir doch etwas mehr in die Kultur ein und essen lokal: Dampfbrötchen mit verschiedenen Füllungen (vegetarisch, Fleisch, Sesam oder Erdnuss beispielsweise). Ist ganz lecker, aber kulinarische Highlights suchen wir bisher vergebens leider. 

Dafür werden wir zunehmend gesünder. Nur etwas schade, dass wir morgen bereits abreisen, sonst hätte ich mich wohl in die Fluten zum Surfen stürzen können. Glücklicherweise haben wir in Indonesien einen zehntägigen Stopp eingeplant, wo ich der Leidenschaft am Ende der Reise nochmals nachgehen kann, weswegen es nicht weiter schlimm ist, dass ich hier nicht ins Wasser kann.

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