12.05.
Wer hätte es gedacht, aber Zugfahren kann doch angenehm und günstig sein. Vier Stunden sitzen wir im taiwanischen Zug Richtung Taroko Nationalpark, haben dabei äußerst viel Beinfreiheit, eine tolle Aussicht und zahlen zudem für das ganze nur etwa sieben Euro. Dies ist damit das mit Abstand beste Fortbewegungsmittel in Taiwan.

Zu unserer Unterkunft in Xincheng können wir sogar laufen und finden ein kleines Hostel mit ein paar Zimmern vor. Auf eine Empfehlung der Gastgeber hin suchen wir kurze Zeit später ein lokales Restaurant auf und stellen zu unserer Verwunderung fest, dass hier sogar vernünftiges Englisch gesprochen wird. Auf diese Kombination mussten wir bis jetzt lange warten und sind umso erfreuter, das lokale Essen zu günstigen Preise genießen zu können.

13.05.
Die Roller-Anmietung ist bereits Routine – Internationalen Führerschein zeigen (wird nie richtig kontrolliert), Reisepasse vorzeigen oder als Pfand da lassen (mit etwas ungutem Gefühl bei der Wichtigkeit dieses Dokumentes), Roller und Helme (Katrin’s ist immer zu groß) aussuchen, Abfahrt.
Nur dieses Mal scheinen ein paar Mücken zusätzlich anwesend zu sein. Viele Mücken! Katrin merkt nach ein paar Minuten mindestens 10 Stiche an ihren Beinen. Hoffentlich sind es nur Mücken und nicht wieder Bettwanzen, ist unsere Hauptbefürchtung an dieser Stelle.
Problemlos legen wir die paar Kilometer zum Taroko Nationalpark zurück, der durch seine tolle Landschaft besticht. Kurz hinter dem Eingang befindet sich zudem der erste Wanderweg – 4,2 Kilometer one-way. Wir beschließen nur einen Teil zurück zu legen… und bevor wir uns versehen sind wir am Ende der Wanderung angekommen – so schnell kann es gehen. Gepackt durch die Natur und froh wieder im Vollbesitz unserer Kräfte zu sein, fällt uns die Strecke ziemlich leicht. Endlich wieder gesund, endlich wieder draußen sein, endlich Sonnenschein. Das gute Wetter hat sich pünktlich und in Taiwan erstmalig gemeldet – wurde auch Zeit!

So sind wir nach etwa zwei Stunden und 8,2 Kilometern Wanderung wieder am Ausgangspunkt und haben einen atemberaubenden ersten Eindruck vom Nationalpark erhalten. Zeit für Mittagessen, welches wir mitten im Park zu uns nehmen möchten. Eine halbe Stunde Fahrt trennt uns von der ersehnten Mahlzeit, wobei wir die Strecke auch in kürzer Zeit hätten zurück legen können. Die Aussicht, die sich hinter jeder neuen Kurve und nach jedem Tunnel zu übertrumpfen versucht, lässt uns gemütlich fahren und unsere Begeisterung für diesen Ort steigen.

Das Mittagessen ist überraschend gut und günstig, sodass die typischen Dumplings schnell ihren Weg in unseren Magen finden können. Mit zunehmender Gesundheit verbessert sich also nicht nur das Wetter, sondern auch das Essen scheint besser zu werden.
Der Nachmittag ist mittlerweile angebrochen und wir suchen lediglich noch einen buddhistischen chinesischen Tempel auf, der neben der Straße und Schlucht empor ragt.

Ein ausschließlich schöner Tag hätte es werden können, wenn wir nicht etwas paranoid geworden wären aufgrund unserer Erfahrung in Malaysia mit den Bettwanzen. Die vielen Stiche an Katrin’s Beinen lassen uns vermuten, dass wir das Problem verschleppt haben könnten. Ein wenig googlen ergibt dann, dass die Eier der Mistviecher nach etwa zwei Wochen schlüpfen. Jetzt ratet mal, wie lange der Vorfall auf Borneo her ist? Richtig, zwei Wochen! … PANIK! Zu allem Überfluss finden wir noch eine tote Bettwanze in einem Kulturbeutel.
Kurz davor alles zu verbrennen, besinnen wir uns etwas und versuchen erstmal Herr (bzw. Dame) der Lage zu werden. Backpacks und alle Klamotten erstmal in Tüten. Morgen wird erneut gewaschen, während heute die Tüten mit Inhalt und Insektenspray in die pralle Sonne gestellt werden. Falls da noch was lebt, wird es jetzt hoffentlich ausgeräuchert.
Nachdem der Schock überstanden ist, googlen wir erneut ein wenig und finden zum Glück ein paar Erfahrungsberichte anderer Reisender, die ähnliche Problem vorweisen konnten. Übeltäter war hier aber die sogenannte Black Fly, die ähnlich wie Mücken stecht. Vor allem in dieser Region sollen die Fliegen häufig vorkommen, was uns etwas zur Ruhe kommen lässt. Die tote Bettwanze ist zwar noch etwas mysteriös, aber sie schien bereits länger tot zu sein.
Wir gehen also vorerst davon aus, dass es sich nicht um Bettwanzen handelt. Mit dieser Annahme können wir auch das Abendessen noch genießen. Wir finden nur ein offenes Restaurant und kehren dort ein. Auf der Karte (sogar in Englisch) können verschiedene Gerichte und Beilagen ausgewählt werden, die dann roh serviert werden. In der Mitte des Tischen steht ein Hot Pot mit Brühe gefüllt, in dem wir das Essen selber zubereiten. Generell ganz lecker, aber die Taiwanesen haben doch einige komische Dinge dazu gepackt, die nicht wirklich unsere Geschmack treffen (was schon schwierig ist).
Das Restaurant bleibt dennoch in einem tollen Licht zurück, denn auf die Frage, ob es Dessert gäbe, erhalten wir kostenlos zwei Mochi (eine Art Dessertkügelchen) – damit haben sie bei uns natürlich direkt gewonnen und der Abend endet versöhnlich.
14.05.
Keine neuen Stiche – wir sind zumindest etwas beruhigt. Dafür jucken die kleinen roten Punkte erneut höllisch. Unklar ist erneut, warum ich verschont geblieben bin. Glück gehabt, dafür muss Katrin unglücklicherweise mehr leiden.

Das reichhaltige Frühstück ist ein guter Schritt in die richtige Richtung und ein guter Start in den Tag. Und abermals scheint es etwas Positives nicht ohne etwas Negatives zu geben: wir finden eine weitere tote Bettwanze im Rucksack. Auch diese scheint länger tot zu sein und so besteht weiterhin die Hoffnung, dass wir keine lebenden Tiere oder Eier eingeschleppt haben.
Auf jeden Fall lassen wir uns davon nicht unterkriegen und nehmen uns heute die Strecke Richtung Norden vor. Steile Küsten ragen hier in die See, die somit eine natürliche Grenze des Taroko Nationalparks darstellt.


Bei einem Aussichtspunkt entdecken wir dann sogar ein paar Äffchen und können so für den Augenblick den Stress vergessen und den Augenblick genießen. Zumindest solange, bis das Wetter sich zu verschlechtern beginnt und der erste Regen einsetzt.

Gerade so im Trockenen kommen wir am Nachmittag zurück in der Unterkunft an und hatten dabei sogar noch Zeit, einen kleinen Abstecher in ein Cafe zu machen, sowie etwas frisches Obst an einem Straßenstand zu kaufen.
Bei Mango und Mandarinen entspannen wir und ruhen uns aus. Die gestrige Wanderung in Kombination mit der Angst vor Bettwanzen kann einen nämlich ganz schön müde machen.
Letzter Tagesordnungspunkt: Abendessen. Es ist leider bereits so spät, dass kein Restaurant mehr auf. Zum Glück dafür gilt dies nicht für einen Straßenstand, an dem es frittiertes Hühnchen gibt. Es ist ganz lecker, günstig und macht satt – alles völlig in Ordnung für den Moment.
15.05.
Uns fällt ein Stein vom Herzen. Die Gastgeberin erkundigt sich beim Frühstück zu Katrin’s Stichen und vermutet, dass es sich ebenfalls um Black Flies handelt, die besonders am Bahnhof oft vorkommen. Genau dort, wo wir den Roller gemietet hatten. Zudem halten die Stiche sich bereits hartnäckig seit einigen Tag (und jucken!), was ein weiteres Argument gegen Bettwanzen zu sein scheint. Denn deren Bisse waren nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder verschwunden.
Also können wir unbeschwert nochmals in den Nationalpark aufbrechen. Eine kleine Wanderung (zwei Kilometer) und ein paar Stopps für Bilder und an Aussichtspunkten steht auf dem Programm – also alles relativ entspannt.


Entsprechend haben wir am Nachmittag sogar noch genügen Zeit, um sicherheitshalber alle Klamotten heiß zu waschen und zu trocknen in der lokalen Wäscherei. Sicher ist sicher!
Neben dem Nationalpark besteht das heutige Highlight im Essen. Auf Empfehlung der Gastgeberin fahren wir zu einem lokalen Aborigni Restaurant und sind hin und weg – das beste Essen in ganz Taiwan ist genau hier zu finden! Dabei bietet das Restaurant lediglich Platz für maximal acht Leute und ähnelt eher einem Wohnzimmer, aber genau das macht es so sympathisch. Das Essen ist zudem lecker und vielfältig: verschiedene Salate, Reis im Bambusrohr serviert, leckeres Fleisch, Reis mit Banane, und so weiter und so fort – einfach nur ein Gaumenschmaus, der die lokale in ein deutlich besseres Licht rückt und uns zufrieden ins Bett fallen lässt.

16.05.
Heute steht tatsächlich mal wieder Stadt auf dem Plan: Hualien liegt etwa eine halbe Stunde entfernt und hat neben ein paar Cafes eine kleines Künstlerviertel zu bieten.
Viel zu berichten gibt es dennoch nicht, denn wir verbringen den Nachmittag damit, durch ein paar Läden zu schlendern, Kaffee zu trinken und uns über die ausschließlich in Chinesischer Sprache gehaltenen Galerie zu wundern. Richtig gut ausgestattet für westliche Touristen sind sie noch nicht überall in Taiwan, wie wir schon öfter bemerkt haben.
Zu späterer Stunde treibt uns der knurrende Magen in ein Sushi-Restaurant – auf dem Laufband wandern die verschiedenen rohen Fischkreationen an uns vorbei und wir brauchen uns nur bedienen. Abgerechnet wird am Ende anhand der Anzahl der Teller. Das Zählen dauert bei uns etwas länger, denn wir haben natürlich ordentlich zugeschlagen.
Dies stellt zugleich den krönenden Abschluss für unsere Zeit im und um den Taroko Nationalpark dar. Begeistert von den neuen Eindrücken und der atemberaubenden Natur treten wir morgen die Reise in die Hauptstadt Taipeh an, um dort die letzten beiden Tage in Taiwan zu verbringen.
