Von einem Extrem ins Andere – drei Tage Bali [INDO]

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13.03.


Nach den vier Nächten auf Java blicken wir voller Vorfreude auf die drei bevorstehenden Tage auf Bali. Um dort hin zu kommen, müssen wir erneut ins Flugzeug und uns eine Stunde über den Wolken befinden. Ganz so einfach ist es dieses Mal leider nicht, durchfliegen wir doch einige Turbulenzen und geraten in auch nicht unerhebliche Luftlöcher. Bei letzterem geht ein kleiner Aufschrei durch das Flugzeug und auch Katrin wird kreidebleich. Während ich direkt wieder entspannen kann, als der Flieger wieder ruhig wird, sitzt ihr der Schock doch relativ tief – zum Glück ist der Flug schnell und ohne weitere Problem vorüber, sodass wir wieder festen Boden unter den Füßen haben.

Canggu heißt der Ort, in dem wir die letzten drei Tage in Indonesien verbringen werden. Wobei es fraglich ist, ob es sich wirklich um Indonesien handelt. Würde man mich fragen, müsste ich mit einem klaren „Nein“ antworten. Beispielsweise benötigen wir für die 17 km lange Strecke vom Flughafen zur Unterkunft eine Stunde – die Straßen sind voll und es geht im Schritttempo voran. Dies liegt hier jedoch wohl zum Großteil an den Menschenmassen von Touristen – wir natürlich mitten drin.

Die Unterkunft liegt zum Glück etwas abseits und daher ruhiger. Zudem haben wir natürlich erneut einen Pool, was mittlerweile zur Mindestanforderung für unsere Unterkünfte geworden ist. Die heißen Temperaturen lassen uns diesbezüglich auch selten eine Wahl und die Preise sind auch annehmbar.

Wir begeben uns zum Mittag ins nächstgelegene Cafe und haben die Auswahl zwischen Smoothie Bowls, Avocado Toasts, Salaten und allerlei sogenanntem „Healty Food“. Einige würde dem ganzen auch die Bezeichnung „Hipster“ verpassen. Für den Moment soll es uns recht sein, denn die Abwechslung ist willkommen (keine schwarzen Eier mehr).

In der Zwischenzeit haben wir zwei Roller organisiert und machen uns auf Entdeckungstour und auf die Suche nach brauchbaren Surfboards. Gesucht, gefunden. Aufgrund der hohen und starken Wellen auf Bali nehmen wir kleinere Boards, die weniger Auftrieb haben, dafür wendiger sind. Damit haben wir auch schon alle ToDo’s unserer Listen abgearbeitet und können uns den erfreulichen Dingen zuwenden (wobei Surfboards aussuchen auch schön ist!).

Während unserer Tour ist uns ein kleiner Streetfood-Markt aufgefallen, den wir zum Abendessen ansteuern. Von mexikanisch bis arabisch ist alles vorhanden und so stellen wir uns unser Essen bunt zusammen. Im Hintergrund gibt es dazu Live Musik – eine äußerst gemütliche Atmosphäre zum Genießen. Selbstgemachtes und frisch zubereitetes Eis bildet den krönenden Abschluss des Abends.

Zurück in der Unterkunft gibt es keine andere Alternative, als nochmals kurz in den Pool zu springen. Dafür gehen gleichzeitig unsere letzen Kräfte drauf und somit heißt es kurz danach: Gute Nacht.

14.03.

Da ist er wieder, der etwas übermotivierte Surfer in mir. Wir haben gehört, dass es in Bali extrem voll im Wasser sein soll, was uns dazu veranlasst hat, einen Surf zum Sonnenaufgang zu planen.

Vorher

Um 6 Uhr (morgens!) sitzen Joscha und ich also noch etwas benommen in der offenen Küche, trinken Kaffee und stärken uns mit Bananen und Schokobrötchen. Zur Auswahl stehen zwei Spots – einen angeblich für Beginner und einen für etwas Fortgeschrittene. Logisch, dass wir es zunächst bei Letzerem versuchen.
Kurz nach Sonnenaufgang erblicken wir die Wellen am entsprechenden Strand und entschließen ohne groß zu zögern, dass die Wellen deutlich zu hoch und anspruchsvoll für uns wirken. Also weiter zum zweiten Spot (Old Man’s), der vielversprechender aussieht. Trotz der Frühe sind bereits mindestens 20 Surfen im Wasser, zu denen wir uns kurzerhand dazu gesellen. 

Die Wellen sind teilweise deutlich über 2 Meter und wir haben sichtbar zu kämpfen. Ein paar „kleinere“ Wellen (1,5 bis 2 Meter) erwische ich zwar, aber der Respekt bleibt. Unglaublich, welche Energie hier in Form von Wellen auf den Strand prallt. Dennoch froh im Wasser gewesen zu sein, machen wir uns auf den Rückweg. Mittlerweile sind übrigens an die 100 Surfer im Wasser.. Wo kommen nur all die Menschen in Canggu her?

Nachher

Als wir gegen halb 10 wieder in der Unterkunft sind, schläft Katrin noch tief und fest. Als ich sie aus dem Land der Träume geholt habe (und einen verschlafenen grimmigen Blick kassiert habe), sind wir alle bereit für das gemeinsame Frühstück. Moderne Cafes, die aktuell so beliebte Mahlzeiten wie Acai Smoothie Bowls mit superfrischen Zutaten servieren, haben schon was Schönes an sich, auch wenn sie irgendwie nicht zum für uns typischen Indonesien gehören. 

Weizengrass-Shot (super gesund!)

Den Nachmittag verbringen wir in Canggu, nachdem wir es denn gefunden hatten – auf der Strecke von etwa 2 Kilometern haben wir es tatsächlich geschafft, uns um 7 Kilometer zu verfahren. Wie das genau geht, wissen wir auch nicht, dafür haben wir die etwas untouristischeren Gegenden kurz erblicken dürfen. Dieser Einblick ist schnell wieder vorbei, als wir in Canggu durch Surflädchen und andere „hippe“ Boutiquen und Geschäfte schlendern.

Zum Glück bleibt am heutigen Tag noch genug Zeit für eine zweite Surfsession. Wir sind jetzt gut vorbereitet und so kann nichts mehr schief gehen – weit gefehlt! Die Wellen sind nochmals höher als am Morgen und bei dem Anblick einiger Brecher bleibt dann gern mal kurz das Herz stehen. Wie andere diese Monster surfen können, bleibt uns unerklärlich. Ohne große Erfolgserlebnisse, dafür wohlbehalten gelangen wir wieder an den Strand, wo die Mädels in einer Bar auf uns warten.

Auf dem Plan steht Sonnenuntergang gucken. Vorweg, der ist auch wirklich beeindruckend! ABER.. was wir hier an Menschen sichten, ist für mich nicht mehr greifbar. Wir entdecken ein Pärchen mit vier Kameras (Handy, GoPro, Drohne und Kamera auf Stativ), die wohl professionelle „Social Media Stars“ sind oder es zumindest gern sein würden. Etwas weiter in unsere Richtung tanzen zwei Typen vom gleichen Schuss vor ihrer Drohne völlig gekünstelt zu der Musik aus der Bar. Natürlich spielen sich nicht alle vor den Kameras so auf, aber auch die bloße Anzahl an Menschen gibt mir den Rest.

Der Sonnenuntergang ist in die andere Richtung!

Wo bin ich hier gelandet? Ob die Social-Media-Leute wirklich auch mal einen Moment Zeit für den Sonnenuntergang finden, werde ich wohl nie erfahren. Bei den Menschenmassen ist es zwar nicht einfach, den Himmel noch zu sehen, aber man kann sich ja wenigstens mal etwas Mühe geben.

15.03.

Mein Körper gibt mir heute ein eindeutiges Signal: nicht surfen! Eine Erkältung hält mich vom Wellenreiten und weiteren aufwendigen Aktivitäten ab. Lediglich ein kurzer Trip mit Katrin zum Shoppen ist drin – ich finde eine neue Badehose, Katrin Portmonee, Strandtasche und Rock.

Den restlichen und letzten gemeinsamen Tag mit Caren und Joscha verbringen wir mit Kaffee bzw. Tee trinken, Kartenspielen, quatschen und essen. Zum Abschluss landen wir beim Italiener und verspeisen Pizza und Nudeln. Ein gemütlicher Tag, den wir so in der Form auch alle nötig haben.

Canggu versucht uns dann leider noch zweimal einen Strich durch die Rechnung zu machen – zunächst stehen wir auf einer Schnellstraße für Roller im Stau. Die Schnellstraße ist so praktisch, dass sie von Autos mitbenutzt wird, die natürlich zu breit dafür sind. Kommen sich zwei Autos entgegen, haben wir den Salat. Gepaart mit etwa 200 Rollern entsteht das reinste Verkehrschaos – um 19:30 Uhr auf Bali.

Wenn es nur dabei geblieben wäre, hätte ich vielleicht einen anderen Eindruck von Canggu, aber leider ist es noch nicht das Ende der Geschichte. Als wir packen, fällt uns auf, dass Katrin’s Verlobungsring nicht mehr da ist. Vielleicht etwas zu leichtfertig haben wir diesen auf dem Bett liegen lassen, da die dazu gehörige Kette kaputt gegangen ist. Wir durchsuchen alle Sachen mehrmals, verschieben das Bett und schütteln alle Decken und Kissen aus – nichts!

Letzte Möglichkeit ist, sich freundlich beim Personal zu erkundigen. Der anwesende Mitarbeiter sucht eifrig mit, findet aber natürlich auch nichts und ruft so den Manager an. Dieser wohnt direkt neben der Unterkunft, erscheint aber erst 15 Minuten später. Als die beiden allein im Raum sind, finden sie wie auf magische Weise den Ring in einer Decke. Er sei direkt heraus gefallen, als sie diese hochgehoben hätten. Es handelt sich übrigens um die gleiche Decke, die wir mehrmals durchsucht haben.

Eventuell bestand die Hoffnung, dass wir das Verschwinden erst nach der Abreise bemerken. So sind wir zumindest dankbar, dass der Ring wieder aufgetaucht ist. Von Canggu habe ich zumindest jedoch erstmal genug. Die Lädchen und Essensmöglichkeiten sind in der Tat toll, aber bei so vielen Menschen konnte ich so gut wie keinen Blick mehr auf die indonesische Kultur und die freundlichen Menschen erhaschen. Der Ort bildet daher das komplette Gegenteil zu Java. Irgendwo in der Mitte zwischen den beiden liegt für mich übrigens Lombok, unser erster Stopp in Indonesien – dort wird es mich bestimmt noch einmal hintreiben in der Zukunft. Über Canggu kann ich dies aktuell nicht behaupten. 

Trotz der Aufregung finden wir noch ein wenig Zeit mit unseren beiden Reisegefährten der vergangenen 2,5 Wochen den restlichen Abend zu verbringen – wir haben die Zeit gemeinsam sehr genossen. Danke euch! 

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