Zwangspause auf Koh Rong [KAMB]

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16.03.

„Wir sollten echt lernen, keine frühen Flügen mehr zu buchen“ ist alles, woran ich denken kann, als wir um 4:30 Uhr im Taxi zum Flughafen sitzen. Fast niemand sonst kommt auf die Idee, um diese Uhrzeit sich auf den Straßen blicken zu lassen (wie vernünftig!). So meistern wir die Strecke in etwa 20 Minuten im Gegensatz zur Stunde, die wir auf der Hinfahrt benötigt haben. Also eigentlich meistert der Fahrer natürlich die Strecke – der ist übrigens wieder äußert freundlich und fragt sogar, ob wir noch in einem Supermarkt halten möchten. Wie er das macht, um diese Uhrzeit so fröhlich zu sein, weiß ich zwar nicht, aber genau das haben wir nach den gestrigen Erlebnissen auch gebraucht, damit wir die guten Seiten von Indonesien auch ja nicht so schnell vergessen.

Der Flug mit Umstieg in Kuala Lumpur verläuft dieses Mal reibungslos und wir können sogar beim Stopp eine Kleinigkeit essen (Süßkartoffelfritten.. ups).
Gegen 13 Uhr Ortszeit landen wir dann in Sihanoukville, eine Stadt im Süden von Kambodscha. Zwei weitere Flugzeuge stehen auf dem gesamten Flughafen, der zudem gerade mal über ein einziges Gepäckband verfügt – hier sind wir richtig! Die Einreise verläuft relativ reibungslos und wir erhalten ohne Probleme unsere Visa.

Meine Erkältung hat sich übrigens nur verschlimmert und durch die beiden Flüge sind meine Ohren nun auch mehr oder weniger komplett zu. Als wenn das nicht schon genug wäre, hat es Katrin nun auch erwischt. Hals, Nase, Ohren – unsere Köpfe machen dicht und wir sind zu wenig zu gebrauchen.

Zum Glück treiben wir schnell ein Taxi zur Fähre auf, die wir heute noch nehmen wollen. Sihanoukville ist nämlich keine schöne Stadt, sondern wohl voller Casinos und Chinesen, die hier Urlaub machen. Es fällt auf, wie viele Hochhäuser (Hotels, Malls, Casinos, ..) aktuell gebaut werden – der Tourismus steckt wohl noch in den Kinderschuhen in Kambodscha, hier werden aber sicherheitshalber schon die großen Geschütze aufgefahren. Würde uns nicht wundern, wenn der Ort in ein paar Jahren zum „Las Vegas von Asien“ wird.

Schnell weg!

Was prinzipiell ein gutes Zeichen für ein Land ist, ist für uns heute einfach zu viel. Wir warten in einer Bar auf die Fähre, während neben uns vier Chinesen die Musik übers Handy laufen lassen und extrem laut sind. Es mag an unserer Verfassung liegen, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt einfach fast unertragbar.
Glücklicherweise steuern wir einen relativ untouristischen Strand auf Koh Rong an: Coconut Beach. Der perfekte Ort um ein paar Tage zu entspannen und komplett gesund zu werden. Geplant sind vier Nächte in einem sehr einfachen Bungalow: ein paar Wände, Dach, eine Matratze und ein Ventilator – das war es. Dafür ist der Strand umso schöner und die Unterkunft bietet diverse Hängematten und Plätze im Schatten.

Leider haben wir den Eindruck, dass die Freundlichkeit der Einheimischen nicht im Ansatz an die der Indonesier heran kommt – auf Lächeln wird teilweise nicht reagiert oder sogar weggeschaut. Dies mag auch daran liegen, dass der Tourismus relativ neu für Kambodscha ist, das sogar für asiatische Verhältnisse zu einem der ärmsten Ländern zählt und das aus Tourismussicht wohl noch den Stand von Thailand von vor 30 Jahren hat.

17.03. bis 19.03.

Von wegen auskurieren – die Krankheit schlägt jetzt erst so richtig zu und wir sind beide komplett außer Gefecht. Wir verbringen die Tage mit Ausschlafen, im Schatten entspannen und mit den Versuchen, durch Essen und Trinken unser Immunsystem wieder zu stärken (Kokosnüsse, Früchte, Tee).

Zu wirklich viel sind wir nicht in der Lage und so verlassen wir die schattigen Plätze unserer Unterkunft letztendlich nur zum Essen – der Service im hauseigenen Restaurant lässt nämlich ebenfalls zu wünschen übrig. Also probieren wir so ziemlich alle Restaurants am Strand durch. Es sind fünf Stück an der Zahl, was zwar überschaubar ist, aber die Ruhe an diesem Ort spricht und weiterhin kein Stress beim Auswählen bedeutet. Das Essen ist in allen gut und wir genießen (soweit es die Geschmacksnerven trotz Erkältung zulassen) typische Kambodschanische Curries (Amok) oder Rindfleischgerichte (Lok Lak).
Da wir sonst relativ wenig zum Genießen und Entspannen kommen, beschließen wir um drei Nächte zu verlängern.

Zudem ziehen wir in größeres Häuschen mit eigenem Bad und sogar Platz, um zu laufen und sich etwas auszubreiten – so sieht wahrer Luxus nämlich aus! Wenigstens die Dankbarkeit haben wir nicht gänzlich verloren und so freuen wir uns über unseren neuen Schlafplatz – hier können wir richtig gesund werden.

Unsere neue Unterkunft

20.03. bis 22.03.

Besserung ist in Sicht. Katrin hat noch etwas mehr zu kämpfen, ich komme immerhin schon längere Zeit aus, ohne die Nase putzen zu müssen. Allmählich kommen wir in den Genuss von Koh Rong – der Strand ist traumhaft und vor allem nicht zu groß und touristisch. Das Wasser unglaublich klar und sogar vergleichbar mit Fiji (mindestens genauso klar).

Die Menschen scheinen auch netter zu werden. Was ein paar Tage so alles ausmachen können. Wahrscheinlich war die initiale negative Wahrnehmung bedingt durch unsere Krankheit und unsere Erwartungshaltung aufgrund der Erfahrung in Indonesien. Nun fallen uns deutlich mehr freundliche Gesichter auf und wir finden sie doch ganz nett, die Kambodschaner. Vielleicht haben wir in unserer Krankheit auch einfach eine entsprechende Wirkung auf die Einheimischen gehabt oder eben nur die unfreundlichen Gesten selektiv wahrgenommen – so oder so geht es nun auch mit der Völkerverständigung voran und vor allem bergauf und wir sind froh hier zu sein.

Mit etwas befreiterem Kopf und positiverer Einstellung können wir sogar unsere weitere Reise ein wenig planen. Um genauer zu sein, wir buchen die nächsten fünf Nächte – dieser Rhythmus hat sich als am praktikabelsten erwiesen. Uns bleibt genug Freiheit und Flexibilität, dennoch haben wir ausreichend Planungssicherheit.

Mit den vergehenden Tagen gelangen wir relativ schnell in eine kleine Routine auf der Insel und genießen es, endlich mal wieder etwas mehr Zeit zu haben. Zeit, die ganzen Eindrücke der vergangenen 2,5 Monate zu verarbeiten, den Kopf etwas leerer zu machen, zu meditieren, den jetzigen Ort zu genießen und letztendlich Zeit, sich auf die weitere Reise zu freuen (noch genau 3 Monate im Übrigen).

Einhergehend mit der Besserung unseres Zustandes und jedem verstrichenen Tag blicken wir freudiger auf die kommenden Stopps in Kambodscha und Laos, die uns die nächsten vier Wochen erwarten. Wir haben genug Gelegenheiten uns ausreichend zu informieren und so kommt unsere typische Vorfreude auf die anstehenden Ziele auch wieder zurück. Weiterhin sind wir äußerst dankbar auf Koh Rong zu sein – einer unglaublich schönen Insel mit glasklarem Wasser in Kambodscha.

Das kleine Tief ist also überwunden und so kann es mit neu geschöpfter Kraft weitergehen – nur nicht ganz so schnell. Wir entschließen uns lieber mehr Zeit in dafür weniger Ländern zu verbringen, bevor uns unser Körper wieder eine unfreiwillige Zwangspause verordnen kann.

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